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Tag 1
Gepackt ist bereits alles am Vorabend und um 7en in der Früh geht es los. Der heutige Tag ist eher der Anreisetag nach Scuol. Zuerst geht’s aber mit dem Velo nach Brugg auf den Zug. Der bringt mich bis nach Zürich Altstetten und von da aus fahre ich durch die Stadt nach Zürich Enge. Ich könnte auch alles über den HB machen, aber das ist mit Velo und Gepäck sehr umständlich. In der Enge treffe ich dann Karl und wir fahren dann zusammen im Zug weiter, bis nach Pfäffikon SZ. Ursprünglich wollten wir bis nach Ziegelbrücke, da das Wetter je östlicher, je schlechter ist, steigen wir früher aus und fahren mit den Velos nach Ziegelbrücke. Da angekommen, wir mussten uns etwas sputen, sonst hätten wir eine Stunde warten müssen, nehmen wir den nächsten Zug, dieses Mal bis nach Sargans. Meine Eltern wohnen in der Nähe und wir sind zum Mittagessen eingeladen. Das Wetter ist doch besser als der Wetterbericht sagt und so fahren wir nach dem Essen mit den Velos weiter bis nach Landquart. Von da aus geht’s wieder auf den Zug und der bringt uns dann bis nach Scuol. Nach guten 60km, natürlich nicht am Stück, kommen wir im Hotel an und hüpfen noch schnell in die Sauna. So geht ein abwechslungsreicher Tag zu Ende. Ab Morgen sind wir dann nur noch mit unseren Velos unterwegs.
Tag 2
Neuer Tag und dazu Sonnenschein pur. Dafür kühle 8°C und zuerst geht es runter nach Martina. Diesen Teil der Strecke kennen wir schon aus der Tour vor zwei Jahren. Nun geht es hoch… 4km und 400hM, ungefähr. Mit einer anständigen Steigung (8%) und gut ausgebauten Kurven geht es ganz gut. Oben in Nauders angekommen, müssen wir zum Glück nicht die Hauptstrasse mit all den Autos teilen, sondern fahren separat über kleine Strassen durch schöne Wiesen. In Reschen am See sind wir eigentlich schon am Tagesziel. Da es aber noch früh ist fahren wir weiter, um in Graun im Vinschgau den Kirchturm im Wasser zu besuchen. Dieser steht, dank eines Dammes, noch im Wasser, jedoch ist der Reschen Stausee fast leer. Der Grund sind Bauarbeiten an der Hauptstrasse. Diese wird um etwa 50 Meter in Richtung See verschoben, da es am Berghang immer wieder zu Steinschlag kommt und die Strasse verschüttet. Gut ist, dass sie das Baumaterial direkt aus dem See nehmen können.
Tag 3
Nun geht es runter, resp. hoch. Also runter mit dem Fahrrad und hoch mit den Temperaturen. Von 1500MüM auf etwa 260MüM nach Bozen. Da heute nachmittags immer mal wieder Regen vorausgesagt wird, starten wir schon vor 8. Der Weg führt zuerst dem Reschen See entlang. Wunderschön ist die Strecke. Vom Staudamm sehen wir dann gut auf all die Baustellen im See. Auf der einen Seite versetzen sie die Strasse und auf der anderen Seite wird der Wasserablauf saniert.
Nun geht’s erst mal etwas runter zum Haider See, welcher sehr Natur belassen ist und somit der Ursprüngliche der vormals drei Seen, ist. Der Radweg führt nun mit bis zu -14% steil nach unten. Die Landschaft verändert sich auch, von zuerst Weiden zu Apfelkulturen. Diese begleiten uns bis nach Meran, ja eigentlich bis nach Bozen. Kurz vor Bozen müssen wir doch noch kurz Unterschlupf unter einem Baum suchen, aber der Regen ist nur kurz und die Regensachen behalten wir auch in den Taschen, da es viel zu warm dafür ist. In Bozen steuern wir unser Hotel an und was müssen wir sehen? Keine Reservation, resp. eine für am Vortag. Karl hat aus Versehen die Daten vertauscht. Nun müssen wir umplanen und finden noch eines im Zentrum von Bozen. Dort angekommen können wir dann mit super Unterstützung vom Personal, zuerst mal einchecken, dann das Velo von Karl reparieren. Das Steuerungskabel vom e-Motor ist kaputt. Zum Glück habe ich auch das gleiche System (aber auf dieser Tour fahre ich ohne e-Motor) und somit kann ich mein Steuerungskabel bei seinem Velo einbauen.
Bozen hat eine gemütliche Altstadt und so finden wir nach einem kurzen Bummel auch was Gutes zum Essen.
Tag 4
Heute ist es grad umgekehrt… da bereits in der Nacht Regen fällt, können wir erst so um halb Zehn los und auch dann fallen immer mal wieder ein paar Tropfen. Danach ist’s trocken und schnell auch die Strassen. Die Ausfahrt aus Bozen ist super. Die haben in Sachen Radwegnetz ganze Arbeit geleistet und man kommt gut vorwärts. Auch fährt man meist weg von den Autos und bei neuralgischen Punkten gibt’s ein Lichtsignal. Autofahrer und Velofahrer sind dadurch viel entspannter unterwegs. Eine tolle Sache und ein Vorbild für manche schweizerische Städte könnte es auch sein.
Ausserhalb von Bozen führt der Radweg wieder der Etsch entlang. Wirkt etwas eintönig, ist es auch, aber immerhin wechselt man zwischendurch immer mal wieder die Flussseite. Landschaftlich ist’s in etwa so wie gestern, also immer noch viele Apfelkulturen, jedoch werden diese nach und nach durch Rebberge abgelöst. In Lavis, kurz vor Trento, führt der Radweg weg von der Etsch. Dies weil da ein anderer Fluss in die Etsch mündet und es keine Brücke gibt. Inzwischen ist es auch schon Mittag und der Hunger leitet uns in eine Trattoria, versteckt in einem Industriegebiet, mit nur Locals. Diese ist gut besucht und entsprechend gut und günstig das Essen.
Weiter geht’s wiederum dem Fluss entlang bis nach Rovereto, wo wir ein Appartement beziehen. Der Besitzer ist sehr freundlich und zuvorkommend und hat auch tolle Tipps, wo man was essen kann. Bei seinem Favoriten sind wir dann gelandet und es war ein leckeres Essen und ne tolle Atmosphäre.
Tag 5
Da das Apartment kein Frühstück anbietet, sind wir auch schon früh unterwegs und finden im Zentrum auch schnell ein Café, wo wir das nötige bekommen. Das Wetter ist toll heute und so starten wir schnell mit kurzen Sachen. Aus der Stadt sind wir dann schnell und somit auch wieder an der Etsch. Nach ein paar Km sehen wir ein grosses Tor im Berg und dorthin verschwindet ein Teil der Etsch. Das Tor dient zum Schutz vor Hochwasser und bei Gefahr kann durch dieses Tor und den Kanal das Wasser durch den Berg hindurch zum Gardasee geleitet werden. Noch etwas weiter unten fahren wir meistens an einem Kanal entlang. Der Canale Biffis ist 47km lang und wurde vor ca. 100 Jahren zur Bewässerung und Stromgewinnung gebaut. Trotz der vielen fahrt am Kanal gibt es Abwechslung, wo der Weg durch Wälder oder Rebberge führt. Auch geht es mal ziemlich steil berghoch in ein Dorf mit gerade mal einem Restaurant, resp. ist es auch ein Laden. Es ist gut besucht, hauptsächlich mit Velofahrer, und es schmeckt sehr lecker. So unter Velofahrer kommt man schnell ins Gespräch und die Zeit verfliegt schnell. Wir müssen dann weiter und am späteren Nachmittag kommen wir in Verona an. Es ist jedoch anstrengend sich durch den ganzen Verkehr zu wuseln. Wir fahren meist auf dem Radweg oder Gehsteigen. Unsere Unterkunft finden wir dann und checken für zwei Nächte ein. Ja, Morgen ist Pausentag angesagt und auch viel regen. Noch am Abend kann ich meine Wäsche waschen, während wir beim Abendessen sind.
Tag 6
Der Regen kommt heute zwar, aber bis etwa elf ist das gröbste durch. Da es auch in dieser Unterkunft kein Frühstück gibt, gehen wir in der Nähe bei den Locals einkehren. Später nehmen wir den Bus, um ins Zentrum zu kommen und ja da kommt halt die italienische Mentalität durch. Bei der Bushaltestelle steht ein LKW (trotz Parkverbot) und der Bus sieht uns nicht und fahrt vorbei. Karl lässt dann den Ärger beim LKW-Fahrer aus. Den nächsten Bus erwischen wir dann und finden den Weg ins Zentrum, direkt in ein Regen geschütztes Café. Viel machen wir heute eh nicht. Der Regen lässt nach und wir ziehen durch die Gassen, nicht ganz allein. Ich lasse mich dann noch durchkneten und zu Mittag können wir sogar draussen essen.
Tag 7
In der Nacht fällt wieder Regen und diesmal etwas mehr. Entsprechend nehmen wir es gemütlich und gehen etwas später zum Frühstück. Dort kennen sie uns schon und haben Freude. Der Regen lässt auch immer mehr nach und so verlassen wir kurz vor 11 das Hotel. Es geht auf den Bahnhof und auf den Zug nach Vicenza. Theoretisch könnten wir bis nach Padua mit dem Zug, aber dank dem schönen Wetter satteln wir da die Räder und fahren so nach Padua. Was sich lohnt, denn Padua ist eine schöne Stadt mit vielen historischen Gebäuden. Im Zentrum hat es einen riesigen Park der Oval angelegt und mit einem Wasserring umgeben ist. Er lädt zum Flanieren ein, was angesichts super Wetter entsprechend viele tun.
Wir quartieren und im Casa del Pellegrino ein und merken erst dann, dass dies ein Pilger Haus ist. Macht eigentlich auch Sinn, liegt es doch gleich neben der Basilica di Sant Antonio. Entsprechend ist das Hotel auch gross, hat es pro Etage gegen 60 Zimmer. Auch der Frühstücksraum ist riesig.
Da wir schon früh ankommen können wir gemütlich alles ein wenig anschauen. Die Basilica ist riesig und auch die Gebäude Drumherum. Speziell ist auch die Strassenbahn, welche uns schon bei der Einfahrt nach Padua aufgefallen ist, die nur ein Gleis hat und dieses nur zur Richtungsgebung braucht. Das Tram fährt sonst auf normalen Luftreifen.
Tag 8
Heute geht’s nach Venedig. Jedoch muss sich der Weg dorthin verdient werden. Zuerst ist er noch schön, wir verlassen Padua durch gemütliche Gassen und können danach einem Kanal folgen den wir nur für uns haben. Das wars dann auch schon mit Gemütlichkeit. Die Route führt nun auf einer normalen Strasse entlang von Dorf zu Dorf. Auf der einen Seite des Kanals (oder Fluss) sind wir auf der Nebenstrasse und auf der anderen Seite ist die Hauptstrasse mit immer wieder Lichtsignalen. Hier darf man offiziell 30 fahren, drüben 50. Aber in Italien schert sich keiner um Tempolimit und die auf unserer Seite aufgestellten Blitzer sind alle leer. Dreimal dürft ihr raten, wo mehr Autos fahren. Die einzelnen Dörfer sind auch so nahe zusammen, dass wir das Gefühl haben, nur noch in einer Stadt zu fahren.
Das Ganze steigert sich aber noch weiter… in Marghera ist das Radnetz eigentlich gut ausgebaut, aber es ist Samstag und es ist Markttag und wir geraten genau in den. Nun schieben wir etwa 500m unsere Velos durch Stände und Leute. Dann können wir weiterfahren. Den Höhepunkt der Radweg Planung in Italien ist dann beim Bahnhof «Venezia Porto Maghera» erreicht. Gut, man muss sagen; sie bemühen sich und bauen laufend aus. Aber bis heute muss man hier von der Strasse drei kurze Treppen hoch, dann ist man auf dem Bahnsteig. Dann gleich wieder ne Treppe runter zur Unterführung. Durch diese durch, die auch wieder Stufen hat und auf der anderen Seite eine enge und gewinkelte Treppe wieder hoch. Damit das ganze auch Fahrrad tauglich ist, wird an der Seite der Stufen ein schmales Holzbrett montiert. Nur so viel, wir sind einige male hin und her gelaufen, um unsere Velos und das Gepäck auf die andere Seite zu bringen.
Wenigstens war dann die ganze Tortour vorbei und nach einem kleinen Gewusel durch die Parkplätze der Autos, öffnet sich der Blick und wir fahren auf den Damm und in die Bucht von Venedig ein. Drüben angekommen, wollen wir direkt zur Fähre. Hier stimmt es mal wieder und wir können auf einem nagelneuen Radweg bis zur Anlegestelle fahren. So wie es aussieht ist die Fähre für uns gratis, jedenfalls kommt niemand vorbei und die Autos mussten zuerst durch eine Zahlstation.
Die Fähre nimmt dann Kurs zum Lido und durchquert die Bucht vor Venedig und so erhaschen wir einen ersten Blick auf die Stadt. Beim Lido angekommen geht es zuerst mal Mittagessen und danach ins Hotel. Ein schönes, kleines und ruhiges Hotel haben wir da gefunden.
Tag 9
Das Wetter stimmt am nächsten Tag bereits so gut, dass wir das Frühstück draussen geniessen können. Danach geht’s, mit einiger Wäsche im Gepäck, aufs Schiff, das uns nach Venedig bringt. Etwas neben dem Markusplatz stehe ich nun das erste Mal in dieser sagenumwobener, vor Touristen strotzenden, Stadt. Auf dem Markusplatz ist schon einiges los. Es wird irgendeine Zeremonie durch das Militär abgehalten. Es stehen da drei Gruppen in ihren schönsten Uniformen. Ne Dame, die sehen wir leider nicht, singt die Nationalhymne während, je einer der drei Gruppen, seine Fahne an den Masten hisst. Jetzt ist uns auch klar, warum es zwei Kriegsschiffe in der Bucht hat. Später stellt sich heraus, dass genau an diesem Tag der nationale Feiertag von Italien ist.
Uns zieht es weiter in ruhigere Gegend. Die Gassen sind da schöner und man sieht so viel. Es würde den Rahmen sprengen hier alles zu beschreiben.
Daher in Kürze… wir haben die Wäsche gewaschen, die Rialto-Brücke kurz angeschaut und sind nach dem Mittagessen mit dem Boot zurück zum Lido, um der Menschenmenge auszuweichen.
Hier auf dem Lido hats zwar auch viele Leute, aber man findet schneller ein ruhiges Plätzchen. Oder man geht, so wie ich, in die Adria eine Runde schwimmen.
Am Abend geht’s dann nochmals nach Venedig. Die meisten Leute sind dann schon weg und man findet schnell ein Restaurant fürs Abendessen.
Venedig ist sicher eine Reise wert, man findet nebst den Menschenmengen auch sehr viele ruhige Ecken. Was uns aber aufgefallen ist, sind die Veränderungen von den Leuten, die da arbeiten. Es sind hauptsächlich Menschen aus dem nahen Osten oder asiatischen Raum. Wir fragen uns ob da Corona die Finger mit im Spiel hat und während der Pandemie viele Geschäfte bankrottgegangen oder ob man diese Personen einstellt, weil sie «billiger» sind und so noch mehr Profit gemacht werden kann. Beantworten können wir das nicht, aber es regt zum Nachdenken an.
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