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Am Sonntagabend den 11. September wollen wir den Nachtzug nach Amsterdam nehmen. Bis am besagten Abend haben wir noch etwas Zeit und dabei haben wir die geniale Idee noch schnell die Äpfel von unserem Baum zu pflücken und zu verarbeiten. 18kg sind es dann, die zur Verarbeitung vorgesehenen sind. Das Problem ist, dass wir erst um 15 Uhr mit dem Verarbeiten starten. Schnell wird klar, dass 3 Stunden nicht reichen. Am Schluss wird es ein gehetze und wir müssen uns ziemlich sputen um noch den Zug zu erreichen. Wir schaffen es aber alle Äpfel wie vorgesehen zu Konfitüre und Muss zu verarbeitet.
Noch kurzerhand unter die Dusche und um 20.10, statt 8 Uhr, fahren wir los nach Brugg. Um 21.00 fährt da der Zug nach Basel. Es reicht in Brugg noch was zu essen und Euro zu organisieren. In Basel kommt dann der Nachtzug aus Zürich an und wir haben über 30min. Zeit, um die Velos zu verstauen und uns in unserer Kabine einzurichten.
Es wird eine kurze Nacht… zumal wir erst etwa um Mitternacht die Lichter löschen, auch für mich die Betten viel zu kurz sind und so wir beide sehr schlecht schlafen. Gerädert von der Nacht nehmen wir das Frühstück noch im Zug zu uns und kommen mit leichter Verspätung von ca. 4min in Amsterdam an, was sicherlich eine super Sache ist, da diese Züge meist grosse Verspätungen haben. Wir aus dem Zug zu unseren Velos, die ein paar Wagen entfernt nächtigten, und dann raus vom Bahnhof. Und schon gehts das erste Mal über eine Fähre, die sogar gratis ist. Zügig kommen wir, gewohnt auf dem holländischen Fahrrad-Netz, aus der Grossstadt heraus. Für den heutigen Tag haben wir Hoorn als Ziel ausgewählt. Wir wollen der Küste vom Markermeer entlangfahren, kommen aber nicht sehr weit und stehen schon vor der ersten Baustelle, die eine Umleitung für die Velofahrer signalisiert. Als wir diese abfahren merke ich auf einmal, dass ich die Strecke kenne. Und siehe da, ich erkenne die Kreuzung wieder bei der ich vor 10 Jahren, auf meiner ersten Fahrrad-Tour (damals mit Karl) ein Video gedreht habe, in dem ich das geniale Zahlensystem der holländischen Radwege erkläre.
Hier das erwähnte Video aus dem Jahre 2012:
Diese Umleitung sollte für heute nicht die letzte sein… nach einer Weile kommen wir wieder an die Küste, wo wir dann zur Insel Marken fahren. Wir sind auf der Insel nicht ganz die einzigen. Touristen werden hierher mit Bussen gefahren und diese laufen dann kreuz und quer über die Gassen, so dass man mit den Velos fast kein Durchkommen mehr hat. Gut, die Insel ist wirklich schön. Nebst toller Flora ist auch das Dörfchen sehr schön und etwas abseits, also eigentlich im Hafen, gibt’s nebst den Souvenir-Läden (wo du u.a. die für Holland so typischen Holzschuhe bekommst) auch nne ruhige Ecke,wo wir gemütlich zu Mittagessen können.
Nach dem Essen geht es mit der Fähre wieder aufs Festland und weiter der Küste hoch zu den nächsten Baustellen und ihren Umleitungen. Die scheinen da fast auf der ganzen Küstenlänge die Dämme zu erneuern. Irgendwann haben wir genug von den ewigen Umleitungen und nehmen den direkteren Weg nach Hoorn.
Hier angekommen müssen wir auch noch eine Unterkunft finden. Beim 4. Hotel werden wir fündig. Wir beide schon hundemüde gehen nicht mehr weit, um was zu essen und die Lichter werden schnell gelöscht. Mit der Hoffnung das es eine bequemere und erholsame Nacht gibt.
Und es war so. Gut erholt und mit einem richtigen Frühstück sind wir gerüstet für den Tag. Bis wir losfahren, dauert es noch etwas. Wir wollen die Route etwas genauer planen da das Wetter auf Freitag umschlagen soll und dann gleich für ein paar Tage. Daher wollen wir die Regentage an einer schönen Lage und großartigen Unterkunft verbringen. Bis dorthin möchten wir aber nicht auf die von uns ausgedachten Wegplanung verzichten. Daher machen wir eine kleine Abkürzung mit dem Zug. Aber alles der Reihe nach.
Da es inzwischen schon spät am Morgen ist, müssen wir uns etwas sputen. Wir holen unsere Räder aus ihrem Schlafgemach erneut durch die sehr enge Häusergasse heraus (dass es sehr knapp passt, wussten wir ja schon vom Vorabend) und machen uns auf den Weg um Bahnhof der nur etwa 300m weit weg ist.
Hier erleben wir wieder die Einfachheit der Holländer im Zusammenhang mit ihren Velos. Es kann ja schon mühsam sein, wenn man von einem Bahnsteig zum anderen möchte, sein Velo entweder unter oder über die Gleise zu buxieren (so wie bei uns). Nein, hier hat es einfach ein Bahnübergang mit Schranke, so läuft es. Wir also sind nun mit dem Zug unterwegs von Hoorn nach Den Helder, um so etwas Zeit zu gewinnen. In Den Helder angekommen schwingen wir uns auf die Velos Richtung Fähre. Wie hier üblich werden die Velos sehr schön an der Blechlawine vorbei gelotst direkt in den Bauch des Schiffes. Wir setzten, wie auch schon ursprünglich geplant, rüber zur Insel Texel, der grössten der friesischen Inseln, um diese der Länge nach zu durchqueren. Wir wählen die nordwestliche Route und die ist wirklich wunderschön abwechslungsreich. Die Radwege sind breit und sehr gut ausgebaut. Wir merken auch gleich, warum das so ist. Wir sind nicht ganz die einzigen die da auf der Insel umherkurven. Es sind viele, wirklich viele, die mit ihrem Drahtesel unterwegs sind. Aber es hat gut Platz für alle und es ist toll das wir das so geplant haben. Und es wird gleich noch besser, schon fast abenteuerlich. Als wir im Norden von der Insel ankommen, suchen wir die nächste Anlegestelle für Schiffe. Schon als wir die Wikinger ähnliche Hütte und den mit Seilen gesäumten Sand Pfad runter an den Strand sehen, dachte ich mir, dass das ganz spassig wird. Und wir werden nicht enttäuscht. Über einen schmalen Holzsteg, der schon rustikal aussieht, gelangen wir auf einen ehemaligen Fischkutter, der uns zur Insel Vlieland bringt. Wir sind natürlich nicht die einzigen die ihre Velos durch den weichen Sand zum Steg schieben müssen. Alle kommen aber gut auf dem Schiff an und wir fahren los zur nächsten Insel, bei der es aber keinen Steg mehr gibt, sondern nur sehr viel Sand. Die Crew des Schiffs versteht ihr Handwerk und fahrt kurzerhand Bug voran auf den Sand. Vorne am Schiff ist ein Steg montiert, der ausgefahren werden kann und so kommen wir, alle mit unseren Velos, trocknen Fusses ganz im Westen von Vlieland an. Hier warten auch schon einige Leute auf uns die den gleichen Weg zurück machen und nun auf das Schiff klettern. In der Ferne liegen und schwimmen ein paar Robben, die das ganze Spektakel genüsslich beobachten.
Wer Vlieland kennt der weiss das die westliche Hälfte der Insel nur aus Sand besteht und es etwa 10km bis zur nächsten Strasse sind. Eine weite Strecke zu Fuss und da noch die Velos zu stossen, unmöglich. Daher werden wir, er hat ja auch schon die Passagiere für den Rückweg hierhergebracht, von einem 4-achsigem LKW erwartet wo wir nun uns und die Velos auf die Ladebrücke verfrachten. Nun geht es also mit viel Power und mit bis zu 50 Sachen durch den schweren Sand. Zum Schluss geht es noch steil hoch über einen Damm. Da heisst es sich und die Räder gut festhalten.
Mit dieser abenteuerlichen Überfahrt kommen wir nun etwa in der Mitte der Insel an und können nun noch gemütlich die restlichen 10km mit unseren Velos in den Abend hineinfahren und zwischendurch die Vögel am Strand, bei der Mahlzeit suche, beobachten. Im Hotel dann einquartiert, stillen wir unseren Hunger dann auch. Ach ja, zu erwähnen ist, dass ich mich kurz vor dem Hotel mit dem Velo noch flachgelegt hab. Passiert ist aber nichts, man fällt ja nicht hoch und ich bin nur umgekippt.
Heute ist faulenzen angesagt. Also was das Velofahren angeht, kommen heute nur gerade 10km zusammen. Dafür haben wir auf der Insel Schiermonnikoog (was für ein Name) von Freitag bis Montag eine Unterkunft gesucht und gefunden. Es ist dann ja Regen angesagt und da wollen wir das Inselleben und die Ruhe geniessen. Die heutige Fähre zurück aufs Festland und die Unterkunft heute Abend haben wir auch noch gebucht. Da die Fähre erst um 16.50 ablegt, haben wir genügend Zeit, um die Insel zu geniessen. Während dem Mittagessen können wir beobachten, wie die Ebbe-Zeit einsetzt und das sich zurückziehende Wasser kleine Lagunen zurücklässt. Durch die spazieren wir am Nachmittag und geniessen den Strand mit spazieren und an der Sonne faulenzen.
Pünktlich legt die Fähre ab und fahrt auf einer genau vorgegebenen Route den Weg zum Festland ab. Dies muss so sein, da wir uns im Wattenmeer befinden und es hier sehr viele Untiefen gibt. Zudem ist gerade Niedrigwasser, also Ebbe, was die Sache nicht gerade einfach macht. Die Fahrrinne ist aber links und rechts, also Backbord und Steuerbord, mit roten und grünen Bojen versehen, was das Navigieren sehr vereinfacht. Dennoch ist die vorgegebene Route alles andere als gerade, ja sie führt am Anfang sogar in die falsche Richtung. Nach etwa 90min. kommen wir, wie vorgesehen, in Harlingen an und müssen nur noch zum BnB fahren, dass wir für heute gebucht haben. Da werden wir vom Gastgeber herzlich empfangen und er zeigt uns alles Notwendige.
In der Nacht stürmte es, ich hoffe mal aus der richtigen Richtung.
Und es stimmte fast. Der Wind kommt aus Nordwest und wir müssen so Richtung Ost-Nordost. Aber nicht vorher das wirklich vielseitige und leckere Frühstück unseres lieben Gastgebers zu geniessen. Danach geht es zuerst nochmals zurück ins Zentrum von Harlingen, um ein bisschen den schönen alten Hafen und die Altstadt anzuschauen. Unterwegs treffen wir immer mal wieder die gleichen Velofahrer, auch jene die ebenfalls im BnB waren.
Nach dem Verlassen von Harlingen sind wir froh kommt der Wind mehrheitlich von hinten. Denn zwischendurch haben wir auch kurze Stücke die voll gegen den Wind gehen und mit 30km/h merkt man das schon sehr gut. Da das Glück auf unserer Seite machen wir recht gut fahrt und sammeln ohne grossen Kraftaufwand schnell einige KM. Zu Mittag essen wir an einer ruhigen Ecke auf der Decke gleich auf der Lee-Seite des Damms, wo es etwas weniger windet. Die Sonne scheint auch meist und daher ist es angenehm warm. Am Nachmittag wird es zunehmend bewölkt und es fallen auch ein paar Tropfen. Erst als dann der Regen richtig einsetzt wechseln wir zu den Regensachen. Durch den Wind verteilen sich die Tropfen in alle Richtungen. Auch die Schauerzeiten sind meist kurz. Und so kommen wir fast trocken in Holwerd an wo wir uns im Hotel einquartieren…
Die Regensachen zuoberst in der Packtasche machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Lauwersoog, um von da aus die Fähre nach Schiermonnikoog zu nehmen. Es sind nur etwa 30km bis zum Hafen und die werden regelrecht vom Winde verblasen so dass wir im nu da ankommen. Auf der Fähre, sie ist nicht sehr gross, hat es viele Leute, viele Fahrräder und ein paar LKW's. Die Insel ist so weit autofrei und es fahren nur Busse und jene mit Berechtigung. Wie auch schon bei der letzten Fähre muss diese auch eine gewisse Route fahren, wobei die Fahrrinne sehr eng ist und mit dem starken Wind ist das schon eine echte Herausforderung. Die Anlegestelle auf der Insel liegt dementsprechend etwa 700m im Meer draussen. Dort warten Elektro-Busse, die die Fussgänger ins etwa 3.5km entfernte Dorf mitnehmen. Die Velofahrer fahren natürlich selber. Was, wie wir selbst merkten, bei diesem Gegenwind eine Herausforderung ist. Schlussendlich schaffen wir die gut 5km zum und durchs Dorf und kommen schliesslich, auf der anderen Seite der Insel, in unserer Unterkunft an. Wir haben für die nächsten 3 Tage ein Appartement gemietet, um zum einen das schlechte Wetter zu umgehen und zum anderen das Inselleben und die Natur zu geniessen.
Stürme hier im Norden, wo alles so flach ist, werden schon anders wahrgenommen als bei uns in der Schweiz. Zumal die Locals selbst bei Windstärke 8-9, und immer mal wieder kurze und heftige Regenschauer, sich Sattelfest auf dem Rad bewegen, als dass das Normalste im Leben ist. Das andere ist, dass die Regenzellen durch den Wind so zerzaust werden, dass diese nur jeweils von kurzer Dauer sind. Sonne, Wolken und Regen wechseln sich so im Minutentakt ab wobei der Wind den Takt vorgibt.
Schiermonnikoog ist eine kleine und schöne Insel die einen Besuch wert ist. Der grösste Teil der Insel steht unter Naturschutz und es gelten Regeln, die man da einhalten muss. Hier leben, hauptsächlich vom Tourismus, knapp 1000 Leute und es hat ein Kloster in welchem Mönche hausen. Die Namensgeber der Insel waren auch Mönche (Schier = grauer / monnik = Mönch / oog = Insel). Entsprechend gibt es im Zentrum des Dorfs eine Statue.
Weitere Informationen zum schönsten Fleck von Holland findest du auf Wikipedia.
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