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Rumänien ist faszinierend. Ein kontrastreiches Land in jeder Hinsicht. Seien es die prunkvollen Gebäuden oder eben auch die einfachen Behausungen. Die monotonen Landwirtschaftsflächen oder eine spektakuläre Landschaft wie z.B das Donau-Delta. Oder die Fuhrwerke mit ihren Pferden oder Eseln und die Modernen Benzinschleudern. Aber auch die Rumänen selbst sind sehr nett und freundlich. Nur die Hunde muss man zwischendurch in die Schranken weisen.
Gestrandet:
Mit der Landung auf dem Flughafen und der Fahrt ins Zentrum von Bukarest sind wir ja noch nicht am Ziel resp. dem Start unserer Reise angekommen. Tags drauf wollen wir mit dem Zug ins gut 220km östlich liegende Konstanza reisen. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt über den ehemaligen Präsidenten-Palast sind wir zum Bahnhof um dort festzustellen das wir gestrandet sind. Oder andersrum gesagt, es gibt keinen Zug in dem wir unsere Velos reinbringen.
Doch für alle Probleme gibt es eine Lösung und unsere war in Form eines Lieferwagens. Die Lösung kostete uns zwar 250 Euro und den beiden Brüdern (ja das waren sie) das Geschäft für die nächsten Monaten. Gut, der schlankere der beiden ist an diesem Tag über 500km mit seinem alten Mercedes Lastwagen (der nicht mehr als 80km/h schaffte) gefahren.
Zum Schluss sind wir dann doch in Konstanza gestrandet und konnten das Wasser im Schwarzen Meer geniessen.
Breakfest by Tiffany:
Wer mit dem Velo unterwegs ist braucht viel Kalorien. Das Essen ist daher ein wichtiger Bestandteil im Tagesablauf. Entsprechend gab es Hochs und Tiefs was das Kulinarische anging. Sicher das schlechteste ist das Brot (Pain geschrieben und "Puine" gesprochen). Als Grundnahrungsmittel sollte es schon Nährwerte haben, aber das in Plastiksäcken verpackte und völlig gummige Ding ist so voller ausgemahlenem Weissmehl das es nach dem auspacken innert Minuten steinhart wird und so ungeniessbar ist. Darum und wahrscheinlich auch aus weiteren Gründen wie z.B. Geldmangel sind die meisten Rumänen Selbstversorger und das ist auch gut so. Denn man speist wirklich vorzüglich. Einfache und aromatisch intensive frische Gerichte. Jedenfalls hat der Fisch am Morgen noch gelebt.
Die Verpflegung Tagsüber gestaltete sich meist AddHoc da es unterwegs eigentlich nie Restaurants hatte. So gestaltete sich unser Mittagessen meist mit einem Picknick aus einem der einfach eingerichteten "Magazin" (meist private Krämerladen die das notwendigste anbieten).
Die Prinzessin auf der Erbse:
Wenn es ums Übernachten in einer Unterkunft (Hotel, Pension, Privat) geht so kann sich der "Westen" vor allem die Schweiz eine grosse Scheibe bei den Rumänen abschneiden. Wir hatten nie, wirklich nie eine Absage das wir hier nicht übernachten können.
Wir hatten ja meist am Vorabend für den nächsten Tag die Route und die nächste Unterkunft geplant. Im Mai scheint hier noch keine Saison zu sein und viele Unterkünfte vor allem Pensionen sind noch geschlossen. Aber am Telefon tönte es immer gleich, ja wir haben noch Platz... na klar wir waren ja die einzigen. Einmal lag zwar trotz intensivem lüften noch der muffig feuchte Geschmack der etwas schimmligen Wänden noch in der Luft. Ein andermal waren bei unserer Ankunft Grossmutter, Mutter und Tochter noch am General-putz und es gab am Abend einen Dreigänger der etwa für 10 Personen reichte und am Morgen ein üppiges zMorge und das Beste... nicht einmal einen Pass oder sonstwas wollten sie als Sicherheit und wir waren die ganze Nacht alleine im Haus.
Sogar unsere Velos logieren immer prächtig. Ich erinnere mich noch gut an die zierliche Dame von der 4 Sterne Hotel-Rezeption die mit ihren Stöckel-Schuhen und Uniform verzweifelt versuchte das Gerümpel in einer Abstellkammer zu beseitigen damit die Velos platz hatten. Ich konnte die Dame schlussendlich überreden dass sie wieder zurück an die Rezeption kann und ich das für sie erledige.
Die Schildkröte auf der Strasse:
Nebst dem Donau-Delta bringt auch das restliche Land viele schöne Landschaften, Skulpturen und mitunter Tieren an komischen Orten hervor. Jedenfalls habe ich bis dato noch nie so viele Störche auf einem Haufen gesehen. Hoch am Himmel nutzen sie die Aufwinde und kreisen zu Hundert miteinander hoch in die Lüfte. In jedem Dorf hat es mindestens ein Storchennest auf einem Strommasten. Stolz und majestätisch ertragen sie in völliger Ruhe das Ramba-Zamba ihrer Untermieter den Spatzen die mit ihrem wilden Gezwitscher jeden Nachbarn zur Weissglut bringen würden.
Die Lieben Hunde gibt es natürlich auch, leider zu viele und sie fristen kein schönes Dasein. Verstossen leben sie auf den Strassen in und um den Städten und langweilen sich zu Tode. Darum ist ihr Hobby Velofahrer jagen. Es ist aber alles halb so schlimm und wir hatten eigentlich fast nie eine kritische Situation und sonst war da ja noch der Pfefferspray. Die Hunde lassen sich auch leicht in verschiedene Kategorien einteilen:
- Die Strassenhunde in den Ortschaften: Meist lautes Gebell und wenn es drauf an kommt ziehen sie kleinlaut den Schwanz ein. Anbrüllen hilft manchmal auch.
- Die Wilden Kerle: Verwilderte Hunde meiden den Menschen. Wenn sie dich sehen verschwinden sie auch schon.
- Hof-Wach-Hunde: Betreten des Geländes auf eigene Gefahr. Mehr muss man nicht sagen...
Zwischendurch klebt auch einer auf der Strasse, was sich in der Nase bemerkbar macht.
Und dann sind dann noch die Schildkröten auf der Strasse. Dieses Exemplar hat ihren Ausflug überlebt.
Hoppe hoppe Reiter...
Was bringt man mit dem Osten und vor allem mit Rumänien in Verbindung? Genau, Fuhrwerke...
...und andere Transportmittel...
...und Strassen-Verkäufer...
...und Strassenzustände die sich innert ein paar 100 Meter komplett ändern können
Pannen-Teufel:
Am ersten Tag hatte ich gleich beim Flughafen ja meinen ersten Platten. Was weiter nicht so schlimm ist und schnell behoben war. Am dritten Tag schlug der Pannen-Teufel bei Karl zu...
...und beinahe war diese Panne das Ende der Reise.
Aber alles der Reihe nach. Beim Transport im Flieger muss der Wechsler einen Schlag erhalten haben. Jedenfalls war dieser verbogen, was wir aber nicht bemerkten. Bei einem Schaltmanöver wollte Karl in den kleinsten Gang wechseln und dabei ist die Kette zwischen Kassette und Speichen gerutscht. Dabei verklemmte sich die Kette so stark das man sie nicht mehr lösen konnte. Zum Glück hatten wir einen Kassetten-Öffner dabei. Um den zu benutzen muss das Rad aus dem Rahmen. Damit wir dieses jedoch rauskriegen müssen wir zuerst den Wechsler demontieren. Danach konnten wir durch das Lösen der Kassette die verklemmte Kette befreien und die Reise fortsetzten.
Fazit: Nehmt unbedingt auf eure Veloreisen einen Kassetten-Öffner mit. Nicht nur wegen einer verklemmten Ketten ist das sehr Hilfreich. Nein, meist brechen auch Speichen beim Hinterrad und auf der Seite der Kassette. Der Grund ist klar, durch die asymmetrische Bespeichung ist dort der Zu auf die Speiche am grössten.
Gleichgesinnte:
In Rumänien noch sehr selten aber es gab sie auch, Velo-Genossen. Am meisten beeindruckt hat uns das Paar aus Bayern (erstes Bild), beide 75 Jährig!
Stadt & Land:
Zum Schluss noch ein paar Impressionen aus Rumänien...
Auffahrtsgrüsse direkt vom Velo:
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