← vorheriger Beitrag: Kroatien → nächster Beitrag: Slovakei
Wir wurden immer mal wieder gefragt warum wir so eine Tour machen. Hier ist eine Antwort von vielen:
Auch in Ungarn geniessen wir die Gastfreundschaft der Einheimischen. Zum Glück ist Englisch weit verbreitet, das Ungarisch ist für uns eine etwas komplizierte Sprache.
Die Einfahrt nach Budapest ist eher... Speziell. Zuerst Top Strassen, später Feldwege und dann ist man plötzlich mitten drin. Genial und ganz ohne Autos.
An dieser Stelle muss ich etwas ausholen. Während den Vorbereitungen zur Donau Tour habe ich bei Velo-Plus nachgeschaut wer so alles in diesem Zeitraum irgendwo unterwegs ist. Wie es der Zufall so will hat Paolo aus Küblis im Prättigau just zu dieser Zeit jemanden gesucht der zusammen mit ihm die Donau runter ans Schwarze Meer fährt. Ich habe mich dann bei ihm gemeldet... "Wir sind zur gleichen Zeit an der Donau aber Flussaufwärts und können daher nicht mit dir radeln. Ich hoffe aber doch sehr das wir uns unterwegs treffen." was dann auch so eingetroffen ist. So haben wir uns schlussendlich in Budapest getroffen. Natürlich hielten wir auch während der Reise Kontakt und wussten so auch wo jeder ist. Eingecheckt im selben Hotel (kein Zufall, wir haben gebucht) schwelgten wir schon bald im erlebtem.
Paolo zog es dann aber bereits am nächsten Tag wieder weiter...
... während wir noch einen Pausen-Tag in Budapest einlegten.
Das Freud und Leid sehr Eng zusammen sein können haben wir beim Dreh dieses Videos noch nicht gedacht:
Keinen KM danach hatte Karl eine heftige Kollision mit einem Strassen-Pfosten der in der Mitte des Veloweg stand um zu verhindern das grössere Fahrzeuge den Weg säumen. Karl hatte sich das Schienbein aufgeschlagen und das Brustbein gestaucht. Zweiteres schränkte ihn entsprechend mit Atmen und in der Bewegung ein. Am Velo war die Gabel gestaucht und auch die Kurbel (verbindet die Pedale mit dem Velo) war verbogen. Der Schaden am Velo hört sich auf den ersten Blick nicht schwer an. Die verbogene Gabel wirkte sich aber auf die Scheibenbremse aus. Diese blockierte fast vollständig. Dies haben wir zuerst gar nicht bemerkt als wir nach dem ersten Schock wieder weiter gefahren sind, die grosse Mühe die Karl beim fahren hatte (angestrengtes Atmen und keine Kraft) führten wir auf die Stauchung des Brustbeins zurück, und da es nur noch etwa 2km bis zum Tagesziel waren wollten wir im Hotel den Gesamt-Schaden begutachten und eine Standortbestimmung machen.
Das Problem mit dem Vorderrad und der blockierender Bremse konnten wir schnell beheben. Als Zwischenlösung demontierten wir die Bremse einfach. Ein LongBike braucht eigentlich nur die hintere Bremse da dort, im Gegensatz zu einem herkömmlichen Velo, die grössere Verzögerung aufs Rad gegeben werden kann.
Das zweite Problem mit der verbogenen Kurbel war viel grösser. Da wir Klick-Pedalen haben und man ein LongBike vorzugsweise mit diesen fahren sollte (siehe auch Bericht "Mein Velo") ging dies nicht mehr. So konnte Karl unmöglich die über 1000km bis nach Hause fahren.
Dazu kommt noch die Stauchung des Brustbeins was Karl vor allem beim Atmen einschränkte. Das Schienbein war das kleinere Problem.
Mit all den Fakten konfrontiert haben wir uns lange ausgesprochen und ausgeschwiegen und den Frust in Bier ertränkt. Für den Moment waren wir blockiert so das wir nur die eine Lösung sahen... Karl hört hier auf und fährt mit dem Zug nach Hause. Ich fahre die Tour alleine weiter.
Tags darauf habe ich schweren Herzen Karl ins Nachbardorf Sturovo (und Nachbarland Slovakei) zum Bahnhof begleitet. Mit dem Zug ging es für ihn dann erst mal zurück nach Budapest (Übernachtung wieder im selben Hotel) und von dort aus dann mit dem Nachtzug nach Zürich... das war eigentlich der Plan.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
Velofahrern befreit ja bekanntlich den Geist und fördert die Sinne und Gedanken. Da ich nun alleine unterwegs war hatte ich viel Zeit zum grübeln. Noch mit den Ereignissen der vergangenen Stunden in Gedanken versunken versuchte ich zuerst mal das Beste aus der Situation zu machen. Fürs erste hab ich mich mal ordentlich verfahren...
Dann versuchte ich meine Motivation zu finden was mir nur spärlich gelang. Am Tag 2 nach dem Unfall kam mir dann die zündende Idee:
Karl könnte ja in Wien sein Velo flicken und so können wir doch noch gemeinsam die Tour zu Ende fahren. Gedacht getan, nach dem überbringen der freudigen Botschaft hat Karl alle Hebel in Bewegung gesetzt und mit Köbi von der Fateba alle Ersatzteile organisiert. Auch ein Veloladen in Wien konnte Köbi uns nennen. Nur der Zoll brauchte dann etwas lange bis er die Ersatz-Teile weiter geleitet hatte.
Karl inzwischen in Wien, fahre ich wieder motiviert weiter...