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Wir bemerken das wir in der ersten Woche getrödelt haben und nun mehr in die Pedalen treten müssen als bisher. Entsprechend haben wir schon am Vorabend die weiteren Etappen geplant, damit wir unser Ziel Hendaye bis Donnerstag erreichen.
Arcachon verlassen wir auf dem gleichen Weg, den wir schon vor zwei Tagen zu den Dünen genommen haben. Müssen wir auch, liegt sie im Süden und Richtung Hendaye geht es nach Süden. Schon als wir an der Düne vorbei fahren wird das Ausmass der Waldbrände sichtbar. Alles verkohlte Bäume, die in den Himmel ragen und am Boden erholt sich die Natur schon wieder sichtbar. Etwas weiter fahren wir an den verkohlten Überresten eines Campingplatzes vorbei. Während der Mensch das zerstörte, einfach liegen lässt und etwas nebenan neu aufbaut, ist die Natur eindeutig der bessere Baumeister. Wie Phönix aus der Asche wächst alles wieder neu und das Verbrannte dient als Bausteine. Wir fahren weiter, es geht nun mehr hoch und runter als noch vor Arcachon, was es zum Fahren abwechslungsreicher macht. In Biscarosse-Plage müssen wir weg vom Meer. Für die nächsten ca. 30 Strandkilometer (und 10km in der Breite) hat sich das Militär das Land gesicherten und zur Sperrzone erklärt. Der Weg führt uns heute auf einen Pferdehof wo wir in einer charmanten und rustikalen Pension übernachten und ein leckeres, vom Hausherrn persönlich zubereitet, Abendessen einnehmen. Dafür wird die nächste Übernachtung nicht so toll, aber alles der Reihe nach… Wir fahren nun weiter Richtung Meer, wollen ja wieder dahin zurück nach dem Zwangsabstecher ins Landesinnere. Der Weg führt dann zum Teil auch direkt an der militärischen Sperrzone vorbei, die mit hohem Zaun und Stacheldraht gesichert ist. Hier ist der Weg auch abwechslungsreich mit sehr schönen Abschnitten am See entlang und durch Wälder hoch und runter, es geht aber auch lange Abschnitte entlang an Strassen, was nicht so toll ist. Was uns hier auch auffällt ist, dass es nicht mehr so monotone Pinienwälder hat, sondern gute Mischwälder. Vor allem die Korkeiche (ja aus denen macht man Korkzapfen für Weinflaschen) sehen wir hier viele, welche gut für die Flora ist, da sie auch Waldbrände gut übersteht.
Zurück am Meer fahren wir nach dem Mittagessen weiter zu unserem heutigen Ziel in Contis Plage. Auch hier, so wie an den meisten anderen Orten, die wir bisher an der Küste befahren haben, wird das Surfen, also das Wellenreiten, zelebriert und fast jeder zweite sieht man mit einem Brett unter dem Arm oder am Velo montiert durch die Gegend brausen. Das Hotelzimmer ist, wie schon erwähnt, nicht gerade toll. Ein Neubau, welcher sogar noch schön aussieht, jedoch ist unser Zimmer (die anderen können wir nicht beurteilen) ohne Fenster und hat nur die Eingangstüre (ok die hat Glas), welche man ja in der Nacht nicht offenlässt, und somit müssen wir mit eingeschalteter Klimaanlage schlafen, die jedoch nur die Luft umwälzt und somit wird es schon bald stickig. In der Nacht müssen wir dann doch mal die Türe öffnen und wieder frische Luft rein lassen. Nicht gerade erholsam.
Schnell sind wir dann am Morgen auch wieder auf der Piste und fahren weiter Richtung Süden. Der Radweg ist wirklich gut ausgebaut. Meist fährt man für sich allein durch wunderbare Natur. Keine Strassen auf denen Autos fahren. Am Nachmittag erreichen wir Moliets-et-Maas, unser heutiges Ziel, wo wir nah am Meer ein Logis beziehen. Logis ist ein französisches Lable für Hotels und Unterkünften und die sind meistens schöne Locations. So auch dieses hier. Fast am Meer und ein paar Fenster (nicht so wie letzte Nacht) die man öffnen kann. Da wir schon beizeiten hier angekommen sind, können wir den Nachmittag am Strand geniessen. Das Wetter ist bombastisch und die Temperaturen kratzen an den 30°. Eigentlich viel zu hoch für diese Jahreszeit. Aber es ladet zum Baden ein. Das Meer ist aber tückisch, nicht nur hier sondern an der gesamten Biskaya-Küste. Es herrschen starke Strömungen die zum einen auflandig sind, zum anderen ablandig. Kommt man in eine ablandige Strömung wird es gefährlich, da man keine Chancen hat gegen die Wassermassen anzukämpfen. Am Strand warnen Schilder vor der Gefahr und wie man sich dabei richtig verhält. Auch hat es Bademeister, die die gefahrfreie Zone markieren und wo man baden kann.
In Moliets-et-Maas kommt noch eine weitere Eigenschaft dazu die das Baden zusätzlich herausfordert. Etwas im Norden hat es ein kleiner Fluss der von einem Etang (See) ins Meer mündet. Auf einigen KM fliesst der Fluss parallel zum Meer und die Gezeiten fliessen da auch den Fluss hoch. So hat man am Strand, wo man baden will nicht nur die Wellen, die über einen einbrechen, sondern auch die Gezeitenströmung des Flusses. Eine turbulente Angelegenheit. Je nachdem, wie hoch der Meeresspiegel gerade ist, fliesst das Wasser in alle Richtungen (oder kommt von allen Richtungen), so am Abend kurz vor dem eindunkeln. Ein wunderbares Schauspiel. Auch heute Abend können wir wieder draussen dinieren, so mild sind die Temperaturen.
Sogar die Einheimischen sagen das es für diese Jahreszeit viel zu warm ist und dass es das noch nie war. So machen wir uns nach dem Frühstück wieder auf weiter der Küste nach und weiter Richtung Süden. Also zuerst müssen wir ein ganzes Stück zurück auf den Radweg, der etwas weiter innen im Land verläuft. Und auch hier ist es sehr gemütlich zu fahren, so abseits der Strassen. Es geht wieder viel durch Wälder und Steppen, sprich, so richtig in der Natur. Ausser in Soorts, wo wir mitten durch die Stadt müssen. Aber auch hier sind die Radwege sehr gut beschildert und man kommt den Autos nicht gross in die Quere. Gleich Eingangs von Soorts, also eher noch ein Aussenquartier im Norden der Stadt, machen wir Mittagspause und essen einen kleinen Happen in einem Restaurant. Man merkt schon, dass die Saison vorbei ist. Haben schon viele Läden zu und auch einige Restaurants. Da sind wir immer froh, dass wir noch welche finden und dann meistens solche welche auch was Leckeres servieren. Nach der Durchfahrt von Soorts, am Nachmittag, kommen wir dann an unserem Tagesziel an und bleiben gleich für zwei Nächte. Wir haben einen Platz auf einem Camping gebucht, aber nicht fürs Zelt, sondern in einem Bungalow. Zwei Schlafzimmer und zwei Duschen/WC hat das Ding. Fast zu gross für uns, aber wir geniessen es trotzdem. Nachdem wir Lebensmittel eingekauft haben, machen wir es uns gemütlich und kochen wieder mal selbst.
An unserem Radfahrfreien Tag geniessen wir die Gegend und machen einen Spaziergang entlang des Strandes zum nächsten Dorf, um ein Eis zu essen. Am Strand hats nebst den vielen und grossen Wellen (meine Hosen werden mehrere Male nass) auch viele ehemalige Bunker der Deutschen aus dem 2. Weltkrieg. Denen sagt man hier etwas spöttisch und ironisch «Blockhaus». Zurück geht es dann durch Steppe und Wald, wobei man froh ist, hat man eine Karten-App dabei, worauf man sieht wo man gerade ist und welchen Weg man nehmen muss. So viele Wege hat es und schlussendlich finden wir den richtigen und auch wieder zurück in unseren Bungalow. Übernachten auf dem Camping hat noch einen weiteren Vorteil, diesen kenne ich gut von meinen Soloreisen mit dem Zelt. Es gibt meistens die Möglichkeit die Kleidung zu waschen und man muss nicht dies irgendwo in einer Stadt machen, wo man zuerst suchen muss.
Mit sauberen Kleidern geht es am nächsten Tag weiter. Bereits die Konsolidierung des Wetterberichtes verheisst einen heissen Tag zu werden. Und so ist es auch, meine Partnerin verträgt die Hitze nicht gut (sie hatte mal einen Hitzschlag in der Vergangenheit) und alles über 30° an der Sonne wird zur Tortur. Wir starten entsprechend früh am Morgen damit wir auch eher in Saint-Jean-de-Luz, dem heutigen Tagesziel, ankommen. Wir kommen gut voran und kommen zügig durch Bayonne. Da passiert mir noch ein Missgeschick. In einer kleinen Pause stehe ich am Wegesrand in eine Hundescheisse und da ich Klick-Schuhe habe… ich gehe jetzt nicht ins Detail. Mit viel Wasser muss ich alles säubern und wir verlieren unnötig viel Zeit dafür. Biarritz ist eine wunderschöne Stadt, die wir aber eher links liegen lassen.
Die Temperaturen steigen und steigen, so auch die Strecke, die immer hoch und runter geht und auch fast kein Schatten bietet. Etwa 10km vor dem Ziel müssen wir abbrechen, da es meiner Partnerin immer schlechter geht. Wir kehren in einer Bäckerei ein und versuchen im Schatten wieder zu Kräften zu kommen. Mit viel kühlem Wasser wird Kopf und Körper gekühlt und natürlich auch getrunken. Nach dem Essen geht es gemütlich und mit vielen Pausen weiter zum Tagesziel nach Saint-Jean-de-Luz. Nach dem Check-in im Hotel schlafen wir zuerst mal eine Runde und meine Partnerin kann sich so ziemlich gut erholen. Zum Glück haben wir rechtzeitig reagiert und unterwegs eine Pause eingelegt, durchfahren wäre sicherlich keine gute Sache gewesen.
Da es noch früh am Nachmittag ist, können wir doch noch die wunderschöne Stadt gemütlich zu Fuss besichtigen und in den Gassen dann dinieren. Da die Aussichten für den kommenden Tag (und letzten Tag) immer noch hohe Temperaturen voraussagen, beschliessen wir hier nicht mehr weiterzufahren und Morgen dann den Zug von hier aus zurück nach Bordeaux zu nehmen. Geplant war zuerst das wir tags darauf die kurze Strecke bis nach Hendaye fahren und von dort aus den Zug nehmen. Wir geniessen nun die freie Zeit bis zur Abfahrt des Zuges hier und verbringen diese an der Promenade oder beim Einkaufen von Bildern, Kleidern und Süssigkeiten (letzteres natürlich für mich).
Der Zug bringt uns dann am späteren Nachmittag zurück nach Bordeaux, wo wir noch eine Nacht bleiben. Trotz des Lärms der Stadt finden wir ein gemütliches Restaurant, wo wir am Abend essen können. Die Nacht wird lärmig und stickig, da es draussen lärmig und noch recht warm ist.
Am Morgen in der früh brechen wir dann auf um mit dem TGV nach Hause zu fahren…
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