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Am Montag in der Früh satteln wir wieder unsere Räder und fahren zum Hafen, wo um 10.30 das Schiff zum Festland startet. Der Wetterbericht hat für heute immer noch zügigen Nordwest Wind aber schönes Wetter im Angebot. Denkste, noch bevor wir losfahren giesst es aus Kübeln und wir schaffen es zwar trocken aufs Schiff aber danach… und als wir auf dem Festland ankommen, wie bestellt. Wir verdrücken uns ins nächste Restaurant und wärmen uns erst mal mit einem Tee. Dann kommt doch noch ein langer trockener Abschnitt und wir können los. Es ist aber merklich kühler als noch letzte Woche und man ist froh, wenn die Sonne scheint. Gut ist auch dass wir immer noch mit viel Rückenwind gesegnet sind. Vom Weg her verlassen wir die Küste und fahren durchs Land direkter Richtung Delfzijl, welches in der Ems Bucht liegt, und weiter um die Bucht nach Emden. Bis dahin fahren wir aber nicht, wäre auch etwas zu weit, sondern machen etwa auf halbem Weg in Loppersum halt. Hier beziehen wir ein 4-Sterne Hotel, welches die Sterne vermutlich im Lotto gewonnen hat. Bis auf das Essen, was sehr gut ist, stimmt alles andere nicht. Ins Detail gehe ich jetzt nicht da es sonst zu viel wird.
Am Abend merken wir auch noch dass die freien Unterkünfte die kommende Tage eher rar sind und so buchen wir schon mehr im Voraus.
Am Morgen, nach einem enttäuschendem “4-Sterne“ Frühstück fahren wir weiter Richtung Ditzum wo wir erstens übernachten und dann am nächsten Tag mit der Fähre über die Ems wollen. Soweit kommen wir aber gar nicht da alle möglichen Unterkünften ausgebucht sind. Wir müssen einen Umweg nach Bad Neuschanz machen, wo wir in einem BnB nächtigen. Naja, es hat die besten Jahren hinter sich und der schein auf den Fotos trügt und auch die extrem steile Treppe mit dem ganzen Gepäck hoch und am nächsten Morgen wieder runter zu balancieren ist eine echte Herausforderung. Ach ja, noch zu erwähnen ist das ich mich heute Morgen, kurz nach dem Abfahren, wieder mit dem Velo flachgelegt hab. Heute war es ein Saugrohr, das auf einer Metallplatte liegt, welches mein Vorderrad blockiert und so dieses ins Rutschen kommt. Aber auch dieses Mal ist nichts passiert.
Tags darauf sind wir zügig bereit um das BnB hinter uns zu lassen.
Wir starten unter wolkenlosem Himmel. Obwohl die Sonne bereits ihre Wärme aussendet, ist es kalt. Man merkt nun schon gut, dass der Herbst Einzug genommen hat. Der Weg führt die ersten KM wieder zurück, wo wir gestern schon hin gefahren sind. Dann geht es weiter Richtung Ems und zur Fähre bei Ditzum die uns auf die andere Seite nach Petkum bringt. Es ist eine kleine Fähre auf die man noch, nebst Fussgänger und Velos, genau 2 Autos unterbringen kann. Wenn dann der Fahrer dies auch schafft. In dem Fall eine Fahrerin (könnte aber auch ein Mann sein, da es von der Sorte jene beiden Geschlechter gibt) die mit der Situation völlig überfordert ist und nach ein paar amüsanten Minuten (für uns alle auf dem Schiff) hat sich einer erbarmt und der Dame ihr Auto aufs Boot verfrachtet. Nun ist alles bereit, um die Überfahrt zu starten, oder doch nicht? Der Kapitän hebt die Rampe bereits an als noch zwei weitere Personen auf dem Fahrrad ankommen und gemütlich den Fahrplan für eben diese Fähre begutachten. Der Käpt’n wartet geduldig, irgendwann ruft er dann aber, ej wollt ihr noch mit? Darauf erhallt es, ach das ist die Fähre von… ja klar, wir kommen.
<Nee, das ist die Fähre Richtung Mars denn hinterm Mond lebt ihr beide ja schon und da wollen wir definitiv nicht hin… ging mir so durch den Kopf und lass meine Gedanken bei mir.>
So nun aber geht’s doch noch los und wir gleiten sanft übers Wasser. In Petkum angekommen geht es weiter, nachdem die Dame mit dem Auto mit Unterstützung wieder von Bord gebracht wurde, nach Emden. Der Weg dahin führt neben einer Hauptstrasse und genau hier sieht man, dass man definitiv nicht mehr in Holland ist. Hier in Deutschland, es könnte aber auch in der Schweiz sein, gelten wieder andere Fahrzeuge als Statussymbole und für diese stellt man breite und flache Fahrbahnen zur Verfügung. Der Rest, Fussgänger und Fahrräder, kann dann am Rande auf einer relativ schmalen unebene mit Containern bestückten Weg die Route im Slalom suchen. Dieser (sogenannter) Fahrradweg hört dann plötzlich auf. Man wird zwar noch mit einer Tafel darauf hingewiesen, aber sonst steht man dann da und muss sich zuerst neu orientieren. Kein Hinweis das es auf der anderen Seite von der mehrspurigen Strasse weitergeht noch, wie man ohne Gefahr dahin kommt. Naja, man ist es sich gewohnt, aber wie es besser gemacht wird haben wir noch vor einem Tag erlebt, und kommt irgendwie durch. So auch wir und bald stehen wir im Zentrum von Emden und was sehen wir da? Eine ganz spezielle Ampel für Fussgänger. Springt sie auf grün dann muss man im Otto-Style über die Strasse. Genau, wir sind in der Heimat des berühmten Komikers und gleich gegenüber steht “Dat OTTO Huus“.
Ob er in dem Haus aufgewachsen ist, kann ich nicht sagen. Jedenfalls in diesem Viertel von Emden. Die Altstadt gibt noch viel her, uns zieht es aber nach dem Mittagessen weiter wieder zurück ans Meer und an den Deich. Hier in Deutschland, im Gegensatz zu Holland, kann man meistens auf der Meer-Seite fahren und man sieht dabei sehr viele Vögel und andere Tiere. Das macht es in der Sache sehr spannend, da sich aktuell viele Zugvögel für die Reise in den Süden versammeln. Spektakulär wird es, wenn ein ganzer Schwarm in die Lüfte steigt. Diese Formationen die sie dann an den Himmel Zeichen… Gänsehaut pur.
Beim Campener Leuchtturm (den höchsten von Deutschland) kommen wir, von Emden her, wieder ans Meer und fahren Richtung “Norden“ was hier zweierlei bedeutet. Zum einen die Himmelsrichtung und zum anderen ein Ort. Norden werden wir aber umfahren, aber nicht mehr heute. Heute haben wir ein weiteres Highlight auf unserem Weg, und zwar den Pilsumer-Leuchtturm, oder der Otto-Turm aus seinem Film Otto-der Ausserfriesische. Der gelb-roten Streifen-Anstrich ist schon sehr speziell. Nach den obligaten Fotos fahren wir nur noch kurz weiter zu unserem heutigen Domizil in Greetsiel, einem kleinen malerischen Dörfchen.
Bevor wir am nächsten Tag weiterziehen, machen wir noch kurz ne Wäsche und nehmen die dann noch feucht mit… aktuell hängt sie jetzt im Zimmer, während ich hier schreibe. Wir fahren also weiter dem Meer entlang und rasten in Norddeich. Den Norden umfahren wir, wie schon erwähnt. In Dornumersiel haben wir dann unser nächstes Nachtlager. Apropos Übernachtungen… wir haben immer wieder mühe eine gute Übernachtung zu finden, eine die auf unserem Weg liegt und auch bezahlbar ist. Heute ist wieder so ein Fall, wo wir für die nächsten Tage nichts Richtiges finden. Wir müssen uns auch überlegen, wo wir noch durchfahren und wie und wann wir mit dem Zug nach Hamburg fahren. Eigentlich wollten wir weiter nach Wilhelmshaven und dann mit der Fähre die Bucht (den Jadebusen) überqueren, da es aussen rum zu weit wäre, und dann bis nach Bremerhaven. Diesen Weg können wir nicht machen da die Fähre um diese Jahreszeit nicht mehr fährt. Wir überlegen uns andere Varianten und irgendwann wird es uns zu viel, um da noch weiter zu suchen, vor allem weil frei gewesene Unterkünfte schon wieder ausgebucht sind. Im aktuellen Hotel sind sie für ein-zwei Nächte auch bereits ausgebucht, aber sie würden sich melden, wenn was frei wird. Und siehe da, Corona bedingt muss jemand absagen und wir nutzen die Gelegenheit hier noch bis Sonntag bleiben zu können. Juhuu, nicht mehr Suchen und so schläft es sich auch schon ruhiger.
Untätig sind wir an unserem Velofreien Tag aber nicht. Nach einem feinen Zmorge geht’s erst mal zur Touristeninfo, um ein paar Sachen zu klären. Zum einen möchten wir ein paar Wellnessangebote buchen und zum anderen klären ob Wattwanderungen möglich sind. Bei den Wellnessangeboten ist es wie mit der Hotelsuche, keine mehr oder sie haben am Wochenende zu. Dafür gibt zwar keine Wattwanderungen, die mit unseren Terminen zusammenpassen, jedoch eine ornithologische Tour durch die Salzwiesen. Das stellt sich auch als sehr spannend heraus, durften wir bis jetzt entlang des westfriesischen und nun dem ostfriesischen Wattenmeer sehr viele Vögel und andere Tiere entdecken. Und mit professioneller Unterstützung haben wir einiges gelernt, worauf man achten muss, damit man weiss um welches Tier es sich handelt. Über 2 Stunden horchten wir aufmerksam zu und dürfen einiges lernen. Am Nachmittag, nach dem Essen, schwinge ich mich doch noch aufs Velo um mit wenig Gewicht/Gepäck eine Runde zu drehen. Soweit waren das alle sportlichen Aktivitäten heute und wir geniessen auch mal das Nichts tun. Jetzt gerade beim Einnachten können wir ein weiteres Spektakel beobachten, wie sich lautstark hunderte von Dolen und ein paar Krähen sich das Nachtlager erstreiten.
Neuer Tag und wir möchten einen Ausflug, mit den Velos, nach Neuharlingersiel machen. Aber erstens kommt es anders als zweitens man es denkt. Das Wetter ist wieder mal stürmisch und regnerisch, ganz entgegen den Prognosen des Wetterberichtes. Wir dehnen das Frühstück in die Länge und verkriechen uns danach wieder aufs Zimmer und schauen mit welchem Zug wir morgen nach Hamburg wollen und buchen gleich die Tickets. So gegen Mittag schaffen wir es dann doch noch in den Supermarkt, um ein paar Besorgungen für die morgige Reise zu machen und einen Happen essen gehen wir auch noch. Am Nachmittag finden wir dann doch noch die Motivation, um einen Spaziergang über den Hafen und dem Deich zu machen.
Am Abend gehen wir wirklich lecker essen. Und zwar speisen wir bei Käthe & Karl, dem Renner der sich schon weit herum gesprochen hat. Ein sehr herziges eingerichtetes Lokal mit kleiner, aber feiner Speisekarte. Ohne Reservierung geht es aber nicht. Zufrieden erweitern wir den Rückweg zum Hotel und werden noch mit ein paar herrlichen Sonnenstrahlen belohnt. Hoffen wir das es Morgen wieder schöner ist, gemäss Wetterbericht soll es ja…
Ach ja, das gestrige Schauspiel mit den vielen Dolen und Krähen wiederholte sich heute wieder.
Der Wetterbericht hat dieses Mal recht und es ist ein schöner, aber kühler Morgen, der uns für die Reise nach Hamburg erwartet. Die Sonne wärmt schnell und so ist es nicht ganz so kalt. Für eine gute Verbindungen, sprich wenig umsteigen, haben wir einen Zug herausgesucht, der in Norddeich startet und mit einmal umsteigen in Bremen, bis südlich von Hamburg fährt. Da wir schon vor ein paar Tagen am Norddeich vorbeigefahren sind, müssen wir nun die gut 25km wieder zurückfahren. Dabei können wir, ein letztes Mal für diese Tour, die wunderbare Fauna beobachten. Dann ist es aber vorbei mit der Ruhe. In Norddeich an der Mole, wo unser Zug fährt, herrscht ziemliches Chaos. Viele Leute, kommend von den beiden Inseln Norderney und Just, wollen auch auf den Zug. Einige haben auch schon einiges Intus und entsprechend sind diese am Johlen und tun ihre Freude mit lauter Musik kund. Wir finden im Zug aber einen Platz, auch für unsere Drahtesel. An dieser Stelle muss ich ein Kränzchen für die DB winden, haben sie in den Regio-Zügen ein ganzes Wagenabteil nur für Fahrräder eingerichtet. Und das nicht nur in diesem, sondern in allen. Ansonsten bleibt es beim üblichen, wenn man mit der DB fährt. In Bremen fällt der Anschlusszug ersatzlos aus und wir warten mal ne Stunde. Der nächste kommt dann mit Verspätung was sich dann nach hinten weiter hochrechnet. Ach und, mindestens hier im Norden, hier in den Zügen ist nebst Maskenpflicht auch noch ein Alkohol-Verbot. Mit reichlich Verspätung kommen wir dann in Hamburg-Harburg an und müssen uns den Weg aus dem Bahnhof suchen. Hier sind sie gar nicht auf Fahrräder eingerichtet und somit ist der Lift extrem klein. Das Velo meiner Partnerin passt gerade so mit voll eingeschlagenem Vorderrad rein. Meines kann ich nicht so verbiegen, aber es ist ja vorne gewichtsmässig leicht und so stelle ich es halt einfach auf. In der Höhe variiert so ein Lift nicht gross und da hat man meist noch “Luft nach oben“.
Aus dem Bahnhof nun draussen geht es Richtung Norden ins Zentrum von Hamburg. Der Radweg führt uns durch ausgedehnte Parks und durch die Docks des Hafens. Schon ist es dunkel und wir kommen an einem riesigen Kreuzfahrtschiff von Tui vorbei, dass, wie es sich herausstellte, fast 300m lang, knapp 40m breit ist und für über 2500 Passagiere Platz bietet. Da hin möchten wir aber nicht, sondern weiter zu einem Highlight einer jeden Radtour nach Hamburg. Die Durchfahrt des alten Elbtunnels. Autos dürfen da schon länger nicht mehr durch und somit ist er den Fussgänger und Radfahrern vorbehalten. Weil es schon spät ist, fahren die grossen Aufzüge nicht mehr, aber es gibt noch den kleinen, wo auch etwa 4 Räder reinpassen. Nach dem Tunnel ist es nicht mehr weit und wir kommen in unserer (für diese Reise) letzten Unterkunft an. Direkt an der Elbe lassen wir es uns in einem Appartement mit Wohnteil und Koch-Ecke gut gehen. Wir haben gleich für 2 Nächte gebucht.
Der vorletzte Tag unserer aktuellen Reise bricht an. Am Morgen stehen ein paar Besorgungen an, ich lasse mir noch Haare und Bart stutzen und ein paar Kleider müssen noch gewaschen werden. Am späteren Nachmittag geht es dann ins MiWuLa, ein Muss bei einem Hamburg-Besuch.
Danach gehen wir noch was feines Essen und schlendern, trotz kaltem Wind und immer wieder Regen, entlang der Elbe und den Landungsbrücken zurück in die Unterkunft.
Unser letzter Tag bricht an und wir müssen um 7 Uhr aufstehen. Um 10 Uhr fährt der Zug nach Hause. Frühstücken, die sieben Sachen einpacken, auschecken und schon begleitet uns der Regen zum Bahnhof. Siehe da, der Zug fährt pünktlich Richtung Heimat. Im Zug gibt es sogar gratis WLAN, wenn denn die Anmeldung funktioniert, was meisten nicht der Fall ist. Im besten Fall haben wir 8h, mit Umsteigen in Basel, Reisezeit. Mal schauen… und siehe da, mit etwa 5min. Verspätung (was man für diese Strecke nun wirklich nicht als solche bezeichnen kann) kommen wir in Basel an und können so auf den geplanten Zug umsteigen. In Brugg angekommen ist das Wetter so wie es die kommenden Tage sein wird, regnerisch und kalt. Na gut, holen wir also nochmals die Regenbekleidung hervor und fahren nach Hause…
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